Die Geschichte des Stargarder Bruchs

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) schützte er die Stadt Neubrandenburg vor den Soldaten Tillys, da diese aufgrund des Morastes dort nicht lagern konnten. Dieser natürliche Schutz veränderte sein Gesicht erst als im 19. Jahrhundert wegen des zunehmenden Bade- und Ausflugbetriebes am Tollensesee Entwässerungsgräben gezogen wurden.

Eine Wanderkarte aus dem Jahr 1927 lässt auf den Flächen des Stargarder Bruchs eine Wiesennutzung erkennen. In den 1950er Jahren fand auf Teilflächen eine Kleingartennutzung statt. Die noch heute vorhandenen Obst- und Ziergehölze sind Überreste dieser Zeit.

Von 1960 bis 1992 wurde der Stargarder Bruch als Trinkwassergewinnungsgebiet genutzt. Der Wasserverbrauch sank nach der Wende drastisch; Grund war der Einbau von Wasserzählern in alle Wohnungen der Stadt Neubrandenburg. Mit der Stilllegung des Trinkwassergewinnungsgebietes wurden die Brunnen verfüllt und der Zaun, welcher das Gelände unbegehbar machte, entfernt. Mit Aufgabe der Wassergewinnung im Jahr 1992 stieg der Grundwasserspiegel wieder an. Dies hatte zur Folge, dass sich ein vielfältiger Biotopkomplex, bestehend aus Feuchtwiesen, Schilfgebieten, kleinen Seen, Bruchwäldern, Gebüschzonen und Trockenrasen bilden konnte. Somit entwickelte sich innerhalb weniger Jahre eine artenreiche Flora und Fauna. Das Gebiet erlangte unter dem Aspekt des Natur- und Artenschutzes eine große Bedeutung.

Hier vorkommende Vogelarten sind z.B. Höckerschwan, Lachmöwe, Beutelmeise, Graugans, Stockente, Knäkente, Löffelente, Tafelente, Schellente, Kolbenente, Blässralle, Teichhuhn, Graureiher, Rohrdommel, Teichrohrsänger, Schlagschwirl und Sumpfrohrsänger. Außerdem leben viele Insektenarten und Amphibien im Stargarder Bruch. Acht der insgesamt siebzehn einheimischen Fledermausarten, darunter das Große Mausohr, finden im Bruch Nahrung und Tagesverstecke. Regelmäßig können zudem Biber und Fischotter im Gebiet nachgewiesen werden. Das Artenspektrum hat sich auf Grund der Sukzession in den letzten Jahren stark verändert. Das bestehende Arteninventar belegt jedoch die Bedeutung des Gebietes nahe der Neubrandenburger Innenstadt, das für die aufmerksamen Besucher*innen in seinem jetzigen Zustand einige Überraschungen bereithält!

Seit den 1990er Jahren sind heftige Kontroversen um eine mögliche Nutzung des Stargarder Bruchs als „Sondergebiet Sport, Freizeit und Erholung“ (u.a. mit einem Sportplatz inkl. Tribüne für 2.000 Menschen) geführt worden. Die Stadt hat verschiedene Pläne für eine Nutzung, die auch den vorhandenen Sportplatz im nördlichen Kreuzungspunkt der B 96 und des Mittelweges mit einbezieht. Dieser Sportplatz ist derzeitig die einzige bauliche Anlage im Gebiet.

Für den Stargarder Bruch liegen unterschiedliche Konzepte vor: Es könnte in verschiedener Zusammenstellung Messe- und Wellness-Park, Thermenstandort, Freizeit- und Sportplatz, aber auch Wohn- und Freizeitpark sein und den Festplatz der Stadt aufnehmen. Im Gespräch waren auch eine Lagunen-Wohnstadt, eine große Schwimmhalle und zuletzt (2020) ein Caravanstell- und Campingplatz. Diese Konzepte wären ein erheblicher Eingriff in das Naturgefüge dieses Gebietes.

Der BUND Neubrandenburg und viele Naturfreund*innen wünschen sich daher, dass aus diesem wertvollen Gebiet ein eingetragenes Naturschutzgebiet wird. Dies wäre ein Aushängeschild für die Stadt Neubrandenburg, mit dem sie werben könnte, und mit dem sie ihrem Vorhaben umwelt- und klimafreundlicher zu werden näherkommen würde. Das Gebiet wird seit 1997 durch die Bewohner*innen der anliegenden Wohngebiete, Sportler*innen, Hundebesitzer*innen und Naturliebhaber*innen genutzt und ist auch für Tourist*innen ein Ort zur Erholung und zum direkten Erleben der Natur.