Lindenfällung in der Großen Wollweber Straße Neubrandenburg

Stand 15.02.2022:

Dank unseren Kontakten zu einigen Stadtvertretenden, ist uns im Herbst 2021 zugetragen worden, dass die Große Wollweberstraße in der Neubrandenburger Innenstadt dringender Sanierungen bedarf und die entsprechenden Bauarbeiten daher unumgänglich sind. Ein Vorort-Termin mit den Verantwortlichen offenbarte das volle Ausmaß der Planung: Sämtliche Bäume in dieser Straße sollten gefällt werden, damit die nötige Baufreiheit geschaffen werde und dadurch eine Baustraße die zweite Zuwegung zur Innenstadt weiter offenhalten könnte. Darüber kam es zu mehreren Diskussionen direkt unter diesen Bäumen.

Linden der Großen Wollweber Straße

Im vorliegenden dendrologischen Fachgutachten wurde festgestellt, dass an diesem Standort sechs der dreizehn zu fällenden Bäume noch sehr vital sind und eine lange Reststandzeit haben könnten. Die sieben weniger vitalen Bäume sind zum Teil schon stark in Mitleidenschaft gezogen und würden den Umbau der Straße wahrscheinlich selbst bei fachlich korrekter und schonender Ausführung nicht überleben. Allerdings ist für die sechs jüngeren und vitaleren Bäume nun eine Verpflanzung geplant.

Dies mag technisch möglich sein, ist jedoch aus unserer Sicht fachlich abzulehnen, da dieses Verfahren bei den Bäumen einen Pflanzschock bewirkt, der voraussichtlich mindestens 10 bis 15 Jahre andauern wird – weit mehr als die aktuell geplanten fünf Jahre der Pflege dieser Bäume. Hinzu kommen die Kosten und der Aufwand einer solchen Aktion.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass dies die vorletzte Straße mit alten Bäumen in der gesamten Innenstadt ist. Alle anderen Bäume sind entweder wesentlich jünger oder ohnehin kleinkronig, sodass sie nie die ökologische Wertigkeit eines großkronigen Baumes erreichen werden.

Um wenigstens die jüngeren Bäume vor Ort erhalten zu können, haben wir bereits im Herbst 2021 mit einer Flyer-Aktion begonnen. Dabei riefen wir in großen Teilen von Neubrandenburg dazu auf mit den Entscheidungstragenden in einen gemeinsamen Dialog zu treten.
Dazu durften wir im Rahmen der Verbandsbeteiligung Anfang 2022 eine offizielle Stellungnahme abgeben.
Aktuell liegt das Verfahren bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), die nun über den Fällantrag entscheidet.

Stand 01.06.2023:

Schließlich genehmigte die UNB die Fällung der älteren Bäume und die Verpflanzung der 6 jüngeren.

Anfang des Jahres 2023 fiel der Stadt jedoch auf, dass die Umpflanzung der Bäume sehr teuer werde würde – 180.000€ für 6 Bäume – und es kamen erneut Diskussionen auf. Diese mündeten in einem Änderungsantrag bei der UNB, bei nun die Fällung aller Bäume beantragt wurde.

Begründet wurde dieser mit Leitungen die dringend sanierungsbedürftig seien und im Zuge der Straßensanierung erneuert werden sollten. Die Leitungen lägen teils direkt im Wurzelbereich der Bäume. Daher könne auch bei einem vorsichtigen Vorgehen eine Verletzung der Wurzeln nicht ausgeschlossen werden.

Leider sind Leitungen immer ein sehr starkes Argument, um im Innerstädtischen Bereich Fällungen zu begründen, sodass sich dieses Argument durchsetze.

Stand 09.02.2024:

Inzwischen sind die Bäume leider gefallen.

In diesem Beispiel haben wir das unvermeidliche nur hinauszögern können. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Neupflanzungen fachgerecht gepflegt werden und eines Tages das Alter der verschwundenen Altbäume erreichen.