Lebensadern in Mecklenburg-Vorpommern

Das Projekt ist abgeschlossen und hat von 2013 bis 2015 stattgefunden.

Worum geht es?

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Der Fokus dieses inzwischen abgeschlossenen Projektes liegt auf den Feldsäumen. Sie sind ein wichtiger Baustein in unserer Kulturlandschaft, da sie kaum genutzt und nicht durch Dünger oder Pestizide beeinträchtigt werden. Das lässt sie zu einem bedeutenden Rückzugsort für viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten werden. Die meist schmale lang gestreckte Form der Säume ermöglicht zudem die Vernetzung unterschiedlicher Habitate miteinander. Sie werden also zu „Wanderwegen“ in unserer Umwelt, die außerdem noch weitere Funktionen im Naturhaushalt haben. Durch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft gehen diese Strukturen vielerorts verloren und damit auch ein Teil der Vielfalt in unserer Landschaft.
Um die bunten Lebensstreifen zu erhalten oder die Landschaft durch eine Neuanlage aufzuwerten, wurde dieses Projekt ins Leben gerufen. Neben dem praktischen Aspekt und der Motivation zur Pflege oder Neuanlage von Säumen wird zudem Informationsarbeit geleistet.

Wer…
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Der Fruchtwechsel e.V. und der BUND Neubrandenburg führen das Projekt gemeinsam mit den teilnehmenden landwirtschaftlichen Betrieben durch. Ansonsten ist auch jeder Gartenfreund eingeladen, sich über Säume zu informieren und mitzumachen, denn auch im Kleinen kann viel bewirkt werden!
Gefördert wird es aus Erträgen der BinGO! Umweltlotterie, die durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung vergeben werden. Vielen Dank an dieser Stelle für die Unterstützung!

…macht was?

DSCF5149Die beiden Umweltverbände unterstützen vorrangig Landwirte bei der Planung eines Saumes und helfen – finanziell und personell – auch bei der Umsetzung der Maßnahmen (v.a. bei den arbeitsintensiven Pflanzungen von Feldgehölzen) mit. Speziell für Landwirte wurde ein praxisbezogener Leitfaden („Anlage und Pflege von Feldrainen und Säumen“) entwickelt, in dem viele Informationen zur Umsetzung (Bodenbearbeitung, Aussaat), rechtliche Aspekte und mögliche Saatguthersteller zu finden sind. Aber auch interessierte Bürger können sich gern informieren, z.B. mit Hilfe der projektbezogenen Broschüre.

Wo findet man Feldsäume?

Typischerweise grenzen Säume verschiedene Schläge voneinander ab oder umsäumen Hecken, Feldgehölze oder Wege. Aber auch in Siedlungsgebieten können sich ähnliche Strukturen etablieren und als bunte Lebensader Gärten, Parks und Straßenränder verschönern.
Es können Saumgesellschaften auf nährstoffreichen oder nährstoffarmen Standorten unterschieden werden. Die erst genannten sind relativ leicht an den dort wachsenden Brennnesseln oder dem Giersch zu erkennen. Seltener und damit in diesem Projekt von besonderem Interesse sind jedoch die Säume auf eher mageren Standorten. Sie werden durch Nährstoffeinträge beeinträchtigt und oft von Stickstoffzeigern verdrängt.

Welche Pflanzenarten werden ausgewählt?

SchafgarbeUm eine Florenverfälschung zu vermeiden, wird bei einer Neusaat auf die Verwendung von Regio-Saatgut geachtet oder, falls möglich, auf Selbst- oder Heumahdbegrünung gesetzt. Damit stammt das Saatgut aus dem direkten Umfeld. Ansonsten wird eine Mischung aus Kräutern und Gräsern gesät, die in der Umgebung noch nicht vorkommen, um das Artenspektrum auszudehnen. Dabei muss beachtet werden, dass keine „Problemkräuter“ gesät werden, die die Pflege im Nachgang erschweren. Um auch der Ästhetik Rechnung zu tragen und den Saum zu einer Augenweide werden zu lassen, wird der Blühaspekt berücksichtigt. Es können z.B. die Wegwarte,
Wiesen-Witwenblumedie Witwenblume, die Schafgarbe, das Johanniskraut oder die Margerite eingesetzt werden. An Sträuchern bieten sich u.a. Holunder, Hundsrose, Haselnuss, Liguster oder der Hartriegel an. Als Überhälter können verschiedene Obstgehölze oder Eichen gepflanzt werden. Die Auswahl der Arten sollte an den einzelnen Standort angepasst sein und auch die eventuelle Nutzung der umgebenden Flächen (z.B. sind manche Sträucher giftig für Weidetiere) bedacht werden.

Welche weiteren Biotope kann ich in den Saum integrieren?

Totholz

Ein Totholzhaufen lässt sich recht einfach aus herabgefallenen Ästen oder übrig gebliebenem Schnittgut aufstapeln. Hier halten sich gerne verschiedene Insekten- oder Reptilienarten auf. Auch ein Feldsteinhaufen, am besten ein wenig in den Boden eingegraben bietet einigen Besuchern Platz. Ist er sonnenexponiert, so nutzen ihn gern Insekten und Reptilien zum Aufwärmen. Die Lücken zwischen den Steinen dienen Amphibien zum Überwintern.
Hecken oder Feldgehölze können den Strukturreichtum eines Saums noch weiter erhöhen. Sie bieten Vögeln Platz zum Brüten oder Verstecken. Im Herbst und Winter decken die Früchte der Sträucher den Tisch für Beeren- oder Nussliebhaber.

Wie pflege ich einen Saum?

Im ersten Jahr nach der Saat wird bei jedem Standort eine ein- bis zweimalige Mahd nötig sein. Auf eher mageren Standorten reicht in den Folgejahren eine einmalige Mahd aus. Auf fetteren Standorten muss öfter gemäht werden, um den Konkurrenzdruck durch nicht eingesäte Pflanzen zu reduzieren und so einen dauerhaften Erfolg der Maßnahme zu erzielen. Die Mahd sollte nach der Samenreife der Pflanzen erfolgen.

bodenbrüter_singvogelnestIMG_2740_648x486Generell ist eine Mahd mit dem Abtransport des Schnittgutes dem Mulchen der Fläche vorzuziehen, da das liegengebliebene Pflanzenmaterial das Wachstum der Kräuter und Gräser hemmt. Außerdem sollte bei der Mahd auf Bodenbrüter geachtet werden. Daraus folgt eine Schnitthöhe von ca. 10-15cm, um Gelege zu schonen. Des Weiteren ist eine Ruhezeit von Ende März bis Mitte Juli bzw. mindestens acht Wochen am Stück nötig, um Bodenbrütern die Chance auf eine erfolgreiche Brut zu geben.

RaupeHat man auf einer kleinen Fläche einen Saum angelegt, z.B. im Garten, ist eine Mahd mit der (Hand- oder auch Motor-)Sense dem üblichen Rasenmäher vorzuziehen. Die Sense kappt nämlich die Halme im unteren Bereich und die Halme fallen einfach zu Seite. Insekten wie etwa Schmetterlingsraupen, die sich an dem Halm noch festhalten, bleiben am Leben und können sich eine andere Futterpflanze suchen. Der Rasenmäher dagegen zerkleinert den ganzen Halm und damit auch alle Insekten, die dort leben.

Bei Interesse an Informationen über Feldsäume und dem Projekt können Sie sich gern bei uns melden!