Der Konflikt um die Fischerinsel

Schon seit einigen Jahren gibt es in Neubrandenburg heftige Debatten um die Fischerinsel am Südufer des Tollensesees – genauer um das Fischerhaus darauf. Dieses Gebäude ist ein bedeutendes Denkmal, denn es ist nicht nur das älteste Haus in Neubrandenburg – es gibt in ganz MV nur noch eine handvoll Gebäude dieser historischen Bauweise. Daher sollte das Gebäude aus Sicht des Denkmalschutzes unbedingt erhalten werden, wobei es aus dieser Sicht wünschenswert wäre es für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar machen zu können. Die Stadt Neubrandenburg als Eigentümer steht zudem in der rechtlichen Verpflichtung dieses Gebäude zu erhalten.

Frontansicht des Fischerhauses (Foto: BUND NB, 2023)

Allerdings befindet sich die Fischerinsel in einem naturschutzfachlich sehr sensiblen Gebiet, das nur in Ausnahmefällen betreten werden darf. Daher streiten Denkmalschutz und Naturschutz schon seit Jahren darüber was oder ob überhaupt etwas mit dem Gebäude passieren soll.

Aus der Sicht des Naturschutzes gibt es gleich mehrere gute Argumente, die jedwede Nutzung der Fischerinsel untersagen. Eine genaue Auflistung findet ihr hier.

Gruppe von ca. 250 Blesshühnern direkt an der Fischerinsel (Foto: BUND NB, 2023)

Auch abseits der reinen naturschutzfachlichen Argumente gibt es mehrere Gründe, warum das Gebäude kaum zu nutzen ist:

  • Das Fischerhaus befindet sich auf einer Halbinsel und kann nur umständlich per Boot erreicht werden.
  • Im Jahr 2018 wurde durch ein Fachbüro die Bausubstanz des Gebäudes untersucht und dieser ein „desolater Zustand“ bescheinigt. Seitdem hat lediglich eine Notsicherung stattgefunden, die ein Zusammenbrechen vorläufig verhindert.
  • Es gibt auf der Insel keinen Stromanschluss.
  • Es gibt auf der Insel keinen Wasseranschluss.
  • Das Haus steht auf einem Bodendenkmal der Kategorie „Rot“, was bedeutet, dass hier jedwede Bodenarbeiten untersagt sind.
Bild vom Inneren des Fischerhauses (Foto: BUND NB, 2023)

Daher spricht sich der BUND Neubrandenburg für eine Translokation des Gebäudes aus. Indem dieses Denkmal an eine andere, gut erreichbare Stelle am Tollensesee versetzt wird, könnte das Gebäude mit wesentlich geringerem Aufwand sowie deutlich niedrigeren Kosten erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dies würde nicht nur die Konflikte mit dem Naturschutz beheben, sondern auch einen neuen, touristischen Anziehungspunkt am Tollensesee schaffen.

Diese Option schließt jedoch ein denkmalschutztechnisches Gutachten aus. Daher wird das Haus perspektivisch wahrscheinlich notgesichert an Ort und Stelle erhalten bleiben, ohne dass eine Nutzung möglich ist.